Gestern hatte mein Bruder Thomas Geburtstag – leider konnten wir seit 57 Jahren noch nie zusammen feiern, da er wenige Tage nach seiner Geburt gestorben ist.
Nie begegnet und trotzdem immer da
Irgendwie ist er dennoch immer bei mir, obwohl wir uns nie kennengelernt haben. Oft habe ich mich gefragt, wie er wohl ausgesehen hätte, wie seine Stimme geklungen, welchen Beruf er ergriffen und welche Talente er entwickelt hätte.
Was hätte wir alles gemeinsam erlebt – welche Erinnerungen würden wir teilen?
Oft habe ich mir gewünscht mit Ihm gemeinsam zu lachen, zu feiern , zu weinen und zu trauen als unser Vater gestorben ist.
Oft habe ich mit meiner Mutter über Ihn gesprochen und gefühlt, wie sie mit sich im Reinen ist – und das fühlt sich auch für mich gut an. Dann denke ich mir: Wie vielen Mütter und Vätern – auch Brüdern und Schwestern geht es nicht so? wie oft wird Trauer nicht gesehen, unterdrückt und darf keinen Platz in der „harten Geschäftswelt“ haben?
Warum so ein persönliches Thema hier auf meinem Blog? Genau deswegen … Freude, Erfolge und auch Trauer – das ist das echte Leben. Und das echte Leben darf überall – übrigens auch im Job stattfinden, oder?
Ein Unternehmen muss auch trauern können
Ein Unternehmen muss in seiner Kultur auch verankern, dass Trauer möglich ist. Väter, Mütter, Brüder und Schwestern sollten im schwierigen Phasen auf die Empathie der Führungskräfte zählen können, um individuell mit Ihrer emotionalen Achterbahnfahrt umgehen zu können.
Es gilt dabei gute Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass Arbeiten UND Trauern möglich ist – Trefft Vereinbarungen dazu – sprecht das Thema offen an. Manchmal hilft die Arbeit und die Kollegen sehr, um auf andere Gedanken zu kommen und manchmal ist es ist einfach too much und Abstand ist das Mittel der Wahl.
Das gibt mir Kraft – wenn die Trauer aufsteigt:
☑️ Wertschätzende Abschlüsse üben, üben, üben
☑️ Liebevolle Menschen um sich herum haben
☑️ Trauerpausen im Tagesablauf integrieren
☑️ Respekt und Wertschätzung
☑️ Darüber reden (und schreiben)
Happy Birthday Thomas – hab eine gute Woche,
Dein Bruder Andreas