In unserer zunehmend digitalen Welt können handwerkliche Fertigkeiten leicht in den Hintergrund treten. Als Vater sehe ich es als meine Aufgabe, meinen Kindern die Freude an diesen unschätzbaren Fähigkeiten zu vermitteln. Denn es geht hierbei um weit mehr als nur um das Weitergeben von Wissen und Können. Es ist eine Gelegenheit, Zeit miteinander zu verbringen, Vertrauen aufzubauen und das faszinierende Gefühl zu erleben, etwas mit den eigenen Händen zu erschaffen.
Ein gemeinsames Projekt
Kürzlich bat mich mein erwachsener Sohn darum, mein Verlängerungskabel ausleihen zu dürfen. Anstatt es ihm einfach auszuleihen, ergriff ich die Chance, gemeinsam etwas Eigenes zu kreieren. Für die meisten wäre es wohl der Gang in den Baumarkt gewesen, doch wir wählten den Weg des gemeinsamen Schaffens. Diese Entscheidung war nicht nur praktisch, sondern auch eine wertvolle Lektion für uns beide. Gemeinsame Projekte stärken nicht nur unsere Bindung, sondern fördern auch Teamarbeit und Kommunikation. Indem wir gemeinsam an einem Ziel arbeiten, lernen wir, einander zu vertrauen und uns gegenseitig zu unterstützen. Solche Erlebnisse schaffen nicht nur dauerhafte Erinnerungen, sondern helfen uns auch, gemeinsame Werte zu entwickeln und die Bedeutung von Zusammenarbeit und Kreativität zu schätzen.
Die richtige Vorbereitung
Zuerst stellten wir alle Materialien und Werkzeuge zusammen, die wir benötigten. Nachdem ich festgestellt hatte, dass meine alte Kabeltrommel nicht mehr zu gebrauchen war – aber das Kabel selbst noch in Topform war –, war der Plan klar. Ein Stecker und eine Kupplung hatte ich bereits vor Wochen besorgt, da ich schon länger die Idee hegte, aus der Kabeltrommel ein Verlängerungskabel zu bauen. Und nun war der perfekte Moment gekommen. Gemeinsam haben wir überlegt, welche Sicherheitsmaßnahmen wir beachten müssen – schließlich ist Elektrizität nichts, womit man leichtfertig umgehen sollte. Mir kommt dabei zugute, dass ich selbst eine Ausbildung als Elektromechaniker besitze und auch noch Elektrotechnik studiert habe.
Schritt für Schritt zum Erfolg
Am Küchentisch setzten wir unser kleines Projekt Schritt für Schritt um. Wir maßen und schnitten das Kabel zu, isolierten die Drähte, ab versahen die Enden mit Aderendhülsen und verbanden die Komponenten miteinander. Als ich den Stecker am Kabel montierte, schaute Tim aufmerksam zu. Ich erklärte jeden meiner Handgriffe und die kritischen Punkte, auf die es zu achten gilt. Dann war es an ihm, die Kupplung zu montieren, während ich ihm über die Schulter schaute. Es war beeindruckend zu sehen, wie konzentriert er bei der Sache war und wie viel Freude er hatte.
Handarbeit versus Kopfarbeit
In unserer Gesellschaft wird häufig zwischen Handarbeit und Kopfarbeit differenziert, wobei Letztere oft als erstrebenswerter gilt. Doch ich bin fest davon überzeugt, dass beide Arten von Arbeit wertvolle Fähigkeiten vermitteln. Handwerkliche Kreativität lehrt uns praktisches Geschick, Problemlösungsansätze und ein tiefes Verständnis für Materialien. Geduld und Präzision werden zur zweiten Natur, während Kopfarbeit analytisches Denken und Kreativität fördert. Diese beiden Aspekte sind nicht nur voneinander unabhängig, sondern ergänzen sich für mich auf wunderbare Weise. Indem ich meinem Sohn handwerkliche Fähigkeiten beibringe, ermutige ich ihn, einen ausgewogenen Ansatz zu verfolgen und sowohl praktische als auch intellektuelle Herausforderungen zu schätzen. Für mich heißt damit die Antwort auf die Frage Handwerker und/oder Kopfwerker? … ganz klar: Handwerker UND Kopfwerker.
Mein Learning …
Das Vermitteln handwerklicher Fertigkeiten an die nächste Generation ist eine wertvolle Investition in ihre Zukunft. Es geht nicht nur darum, ihnen praktische Fähigkeiten zu vermitteln, sondern auch Vertrauen in ihre eigenen Talente zu schenken und gemeinsame Erinnerungen zu schaffen. Ich bin überzeugt, dass mein Sohn diese Momente genauso schätzt wie ich, und eines Tages vielleicht dieselbe Freude mit seinen eigenen Kindern teilt. Unsere gemeinsame Arbeit ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie wichtig es ist, sowohl Handarbeit als auch Kopfarbeit zu respektieren und zu fördern – nicht zuletzt auch um ein vielseitiges Leben zu führen.